Angewiesen auf den Rollstuhl bin ich noch nicht. Ich benutze ihn seit ungefähr zwei Jahren bei sehr langen Wegen, weil ich sonst nie ankommen würde. Zum Beispiel letztens bei der Giardina Messe in Zürich. Die Laufwege waren einfach zu weit und für diese Strecken war es definitiv eine Erleichterung. Und weil ich mich mit dem Rollstuhl nicht erst damit beschäftigen und anfreunden will, wenn ich nix mehr kann, mach ich zum Beispiel auch jetzt schon ein Rollstuhlfahrtraining wenn ich noch laufen kann und agil bin. Dann kann ich, wenn ich einen hohen Bordstein nicht rauf komme auch aussteigen, Halleluja rufen und den Rolli über den Bordstein heben.
So ein Rollstuhlfahrtraining habe ich auch Anfang April beim TV Laubenheim in Mainz gemacht. Auch wenn ich mich in der Öffentlichkeit sehr sträube, dieses Gefährt zu akzeptieren, so hat dieser Tag beim Sportzentrum Mainz sehr viel Spaß gemacht. Ich habe sehr nette und liebe Menschen kennengelernt. Konnte meine Zauberdrehung vorführen, bin über Hallenmatten-Bordsteinkanten gerollt und wir haben uns sportlich betätigt. Der Kreis der Teilnehmer war sehr unterschiedlich. Von jung bis alt, von angewiesen und nicht angewiesen auf den Rollstuhl, von Neulingen und Kennern. Egal ob man schon Vorkenntnisse hatte oder nicht, wir waren alle ein Team und haben in Anleitung von Nora und Thomas die Übungen durchgeführt. Zwischendurch gab es lustige Spiele und wir alle haben viel gelernt und gelacht. Und am meisten hat mich beeindruckt, welche Veränderungen an diesem Tag jeder von uns, vor allem im Umgang mit dem Rolli, gemacht hat und wie glücklich alle Gesichter nach dem Training aussahen.
Solch ein Fahrtraining ist sehr wichtig, denn der Rollstuhl bleibt oft ein Fremdkörper und man weiß gar nicht, was man wie machen soll, damit man sich entspannt über alle Hindernisse bewegen kann. Aber nicht nur der Rollifahrer braucht die Sicherheit, sondern auch die Begleitperson, die den Rollstuhl schiebt. Denn auch da kann man unheimlich viele Fehler machen, die beim Rollstuhlfahrer Ängste und Panik auslösen können.
Ich habe früher im Mannschaftssport gespielt und konnte an dem Trainingskurs erfahren, dass der TV Laubenheim jeden Dienstag Abend ein Training anbietet für Rollifahrer und Fußgänger, für alle die Lust haben. Die nennen das Rollstuhltraining „Move It!“. Die Schlagworte sind: Zusammenhalt, Kondition, Geschicklichkeit, kleine Spiele, Spaß, Rollstuhl-Fahrtraining, Leichtathletik, Ball – Der Sportmix für Erwachsene, die laufen können oder auch nicht. Ich weiß schon wo ich am nächsten Dienstag bin. Meine Begleitperson beim Kurs und lieber Freund Konrad hat nach dem Kurs gesagt: ich hab dich noch nie so schnell gesehen. Na gut ich saß auch meistens auf dem Bürostuhl, wenn wir uns gesehen haben *haha*.
Es war ein tolles, gewinnbringendes und lustiges Rollstuhlfahrtraining. Und trotzdem fällt mir die Akzeptanz immer noch sehr schwer und ich werde weiter mit meinen Stöcken durch die Welt torkeln. Aber wer sagt denn, dass das so bleibt? Vielleicht nehme ich irgendwann an den Paralympics teil oder ich heile mich selbst und werf die Stöcke von mir. Wie auch immer ich freue mich auf die Zukunft!
ich bleibe wie immer neugierig 🙂
Danke, liebe Dany, für deinen wunderbaren Film.
Er vermittelt treffend die Atmosphäre, die wir an dem Tag erlebt haben.
Auch das mit dem tanzenden Opa ist klasse. Es muss in Mexico sein, man hört Frauen die, im Hintergrund, sich auf Spanisch unterhalten, die den Alten bewundern. „Lo amo!“, ich liebe ihn, sagt eine.
Muchas gracias Dany
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